Gesetzklar
Bund BGBl: BGBl I Erstverkündet: 02. März 1974
Art 293

Art 293 – Abwendung der Vollstreckung der Ersatzfreiheitsstrafe und Erbringung von Arbeitsleistungen

(1) Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnung Regelungen zu treffen, wonach die Vollstreckungsbehörde dem Verurteilten gestatten kann, die Vollstreckung einer Ersatzfreiheitsstrafe nach § 43 des Strafgesetzbuches durch freie Arbeit abzuwenden. Soweit der Verurteilte die freie Arbeit geleistet hat, ist die Ersatzfreiheitsstrafe erledigt. In der Rechtsverordnung ist die Zahl der Arbeitsstunden zu bestimmen, die geleistet werden müssen, um einen Tag Ersatzfreiheitsstrafe zu erledigen. Die Arbeit muß unentgeltlich sein; sie darf nicht erwerbswirtschaftlichen Zwecken dienen. Die Landesregierungen können die Ermächtigung durch Rechtsverordnung auf die Landesjustizverwaltungen übertragen. (2) Durch die freie Arbeit wird kein Arbeitsverhältnis im Sinne des Arbeitsrechts und kein Beschäftigungsverhältnis im Sinne der Sozialversicherung, einschließlich der Arbeitslosenversicherung, oder des Steuerrechts begründet. Die Vorschriften über den Arbeitsschutz finden sinngemäße Anwendung. (3) Absatz 1 Satz 3 und Absatz 2 gelten entsprechend für freie Arbeit, die aufgrund einer Anordnung im Gnadenwege ausgeübt wird, Absatz 2 gilt entsprechend für gemeinnützige Leistungen und Arbeitsleistungen nach § 56b Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 und § 59a Absatz 2 Satz 1 Nummer 4 des Strafgesetzbuches, § 153a Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 der Strafprozeßordnung, § 10 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 und § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 des Jugendgerichtsgesetzes und § 98 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten oder aufgrund einer vom Gesetz vorgesehenen entsprechenden Anwendung der genannten Vorschriften.

Kurz erklärt

  • Die Landesregierungen dürfen Regelungen erlassen, die es Verurteilten ermöglichen, eine Ersatzfreiheitsstrafe durch unentgeltliche freie Arbeit abzuwenden.
  • Die Anzahl der Arbeitsstunden, die geleistet werden müssen, um einen Tag der Ersatzfreiheitsstrafe zu ersetzen, wird in der Rechtsverordnung festgelegt.
  • Die geleistete Arbeit darf nicht für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden und begründet kein Arbeits- oder Beschäftigungsverhältnis.
  • Die Vorschriften über den Arbeitsschutz gelten sinngemäß für diese freie Arbeit.
  • Die Regelungen gelten auch für freie Arbeit, die im Rahmen von Gnadenanordnungen oder bestimmten gemeinnützigen Leistungen geleistet wird.